Die Israeliten sprachen zum HERRN: Wir haben gesündigt, mache du es mit uns, wie dir’s gefällt; nur errette uns heute! Richter 10,15

Nein, wir sind nicht bloss schwach geworden bei einer
süssen Verführung. Nein, wir haben nicht bloss aus Faulheit
oder Gedankenlosigkeit etwas gesagt oder getan, was unanständig ist. Nein, wir haben nicht mutwillig oder trotzig
das missachtet, was man den «moralischen Kompass»
nennt oder auch den «gesunden Menschenverstand».
Viel schlimmer und zugleich viel heikler, weil es so schnell
passiert: Wir sind aus der Liebe ausgestiegen. Wir haben
ihrem Zug nicht mehr nachgegeben, ihren Schub nicht mehr
genutzt. Obwohl wir tief in uns wussten, dass das hier und
jetzt nicht möglich ist, haben wir gemeint, wir könnten einen
Kompromiss machen: Die Liebe irgendwie kombinieren mit
unserem Sicherheitsbedürfnis oder unserem Wunsch, uns
allen anzupassen, mit unserer Lust auf Einfluss oder unserem Hang nach Bequemlichkeit. Eben: Wir haben gesündigt,
und jetzt kriegen wir es nicht mehr hin, sondern sind dir
ausgeliefert. Wenn du nicht du wärst, der gnädige, barmherzige, freundliche, das Leben schaffende und schützende
Gott, müssten wir vor Angst vergehen. Aber weil du du
bist, überlassen wir uns dir und deiner Gnade. Wir verlassen
uns darauf, dass du uns in Sicherheit bringst, in die Freiheit
führst, leben lässt.

Von: Benedict Schubert