Wer weiss, ob Gott nicht umkehrt und es ihn reut und er sich abwendet von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben. Jona 3,9

Gott bereut einen Entschluss, den er noch nicht ausgeführt hat. Er überlegt sich die Sache nochmals, verzichtet auf die angedrohte Strafe und gibt dem Leben eine neue Chance. Das Volk Israel kann dank Gottes Güte einen neuen Anfang machen, dies ist ein Herzstück des biblischen Glaubens. Die kleine Schrift über den Propheten Jona beschäftigt sich mit einer neuen Frage. Bekommt auch ein anderes Volk, ja sogar ein feindliches Volk diese Chance? Jona hat den Auftrag, in die Stadt Ninive zu reisen. Die Hauptstadt des assyrischen Reiches war der Inbegriff einer feindlichen Grossstadt. Dort verkündet Jona: «Noch vierzig Tage, dann wird Ninive durch eine Katastrophe zerstört.» (Jona 3,4) Die Bewohner der Stadt nehmen sich die Botschaft zu Herzen. Der König ruft alle auf, eine Fastenzeit einzuhalten und sich von den schlechten Wegen abzuwenden. Ausgerechnet der König von Ninive sagt im Losungsvers: «Wer weiss? Vielleicht wird Gott umkehren, und er bereut seinen Entschluss.» So kommt es. Gott lässt die Stadt Ninive am Leben. Keine Freude daran hat Jona, der immer noch auf die Katastrophe wartet. Die Schrift endet mit einer Frage, die Gott an Jona richtet: Darf ich nicht Mitleid haben mit den Menschen und Tieren in dieser Stadt?

Von: Andreas Egli