Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist. 1. Petrus 3,15

Rechenschaft ablegen müssen ist anstrengend, gelegentlich peinlich. Andere Menschen Rechenschaft ablegen lassen ist viel angenehmer, gelegentlich verleitet es zur Arroganz.
Die gegenwärtigen Zeitgeister evaluieren schneller, was ich mache, als es überhaupt getan ist. Das Seminar an der Uni ist noch gar nicht zu Ende, weil die Seminararbeiten noch nicht erdacht, geschweige denn geschrieben und bewertet sind, aber der Evaluationsbericht ist unterdessen längst fertig- und zugestellt. Als PDF-Datei in meinem Mailpostfach, unabänderlich, zum Abspeichern.
Im 1. Petrusbrief provoziert der Schreiber das Gegenteil, denn es geht ihm nicht um die Rechenschaft über die Zahlen von diesem oder jenem, was gelang oder missriet, was wurde und wo jemand versagte, sondern um die Rechenschaft über die Hoffnung, die jemand hegt.
Ich überlege mir, ob ich schon jemals nach irgendeiner Hoffnung gefragt wurde, wenn ich Rechenschaft ablegen sollte, wenn ich mich irgendwo zu verantworten hatte. Nicht einmal als ich mich um einen Vikariatsplatz bewerben musste, weil es damals viel zu wenige davon gab, wurde ich nach meiner Hoffnung gefragt. Wie immer ging es darum, was ich tat und wollte und konnte und hatte und schaffte. Eine kleine, private und ehrliche Evaluation ergibt: Im 1. Petrusbrief wird selten gelesen. Das ändert sich – hoffentlich.

von: Dörte Gebhard