Der HERR ist meines Lebens Kraft;
vor wem sollte mir grauen?
Psalm 27,1

Und warum fühle ich mich dann oft so kraftlos? Was ist,
wenn ich müde und ängstlich, überfordert bin? Bin ich dann
von allen guten Geistern, auch vom Gott selbst verlassen?
Das wäre dann ja eine doppelte Strafe!
Oder verhält ist es sich mit der Lebenskraft eher wie in der
Erzählung von den Wachteln und dem Manna in der Wüste?
Gott gibt mir nicht die Kraft, ein Kraftprotz zu sein, mich
zu produzieren vor anderen, dass ich die anderen ängstige.
Vielmehr gibt sie mir in jeder Lebenslage genau so viel
Kraft, wie ich brauche, um die Herausforderung zu meistern,
zu bestehen, auch wenn mein Gegenüber mir Furcht
einflösst und das Grauen nach mir greift. Und manchmal
ist die Kraft gerade so gross, dass sie zum Überleben reicht.
Aber das ist eigentlich viel.
Ja, ich kann mich an verschiedene Situationen erinnern, in
denen es gerade so gereicht hat und ich eine Menge Kraft
brauchte. Und doch sind es diese Erlebnisse, die mir davon
erzählen, dass ich genügend Kraft bekam. Ich kann meinen
Blick heben, den Tatsachen ins Gesicht schauen, komme, was
da wolle. Allein das gibt schon Kraft, aufrecht zu stehen, mit
erhobenem Haupt anderen zu begegnen.
Gott, schenke mir die Kraft, auf dich zu vertrauen und
gleichzeitig sorgsam mit meinen Kräften umzugehen, sie
nicht zu verschwenden, sondern sie überlegt, gezielt, sinnvoll
einzusetzen.

Von: Sigrun Welke-Holtmann