Er ist ein lebendiger Gott, der ewig bleibt,
und sein Reich ist unvergänglich.
Daniel 6,27

Das Buch Daniel handelt von dramatischen Ereignissen
in Babylon, wohin das Volk Israel ins Exil geführt worden
war. Viele von uns kennen das Gedicht von Heinrich Heine

«Belsazar»: In der biblischen Vorlage für dieses Gedicht
deutet der Jude Daniel die bei dem ausgelassenen Fest des
Königs plötzlich erscheinende geheimnisvolle Flammenschrift
mit den Worten «Mene Tekel» als ein Urteil Gottes
und prophezeit den Untergang Belsazars, der dann auch
eintritt. Und es geht ebenso märchenhaft weiter: Unter dem
Nachfolger Belsazars Darius wird Daniel Opfer einer Intrige,
die den König dazu bringt, jeden mit dem Tod zu bestrafen,
der sich an eine andere Gottheit als an ihn mit Bitten oder im
Gebet wendet. Der fromme Daniel wird bei seinen Gebeten
entdeckt und zur Strafe in die Löwengrube geworfen. Gott
bewahrt ihn vor dem Tod, und das ist für Darius der Beweis,
dass dieser Gott der Juden der lebendige Gott ist, dessen
Reich unvergänglich ist.
Für uns, für mich ein schwieriger Beweis! Gott greift erfahrungsgemäss
ja gerade nicht in die Geschicke der Menschheit
ein; vielleicht ein Grund für viele, nicht mehr an Gott
zu glauben. Seine/ihre Wirkung erlebe ich – wie viele von
uns – vielmehr innerlich, entsprechend dem Gleichnis Jesu
als ein Samenkorn, das zu einem grossen Baum werden kann
und uns Hoffnung gibt, uns bewegt, leitet und trägt.

Von: Elisabeth Raiser