Ein Samariter, der auf der Reise war, kam dahin; und
als er den Verletzten sah, jammerte es ihn; und er ging
hin zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und
verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn
in eine Herberge und pflegte ihn.
Lukas 10,33–34

Aus meinen Reisenotizen vom 8. April 2023:
Auf einer Treppe zur Unterführung
am Rondo Waszyngtona in Warschau
liegt ein Mann. Er stöhnt, blutet im Gesicht.
Ich hoffe, es hilft ihm jemand, der Polnisch kann.


Ich war dem Verletzten keine Nächste.
Denn er ist es, der das entscheidet,
wie in der Geschichte vom barmherzigen Samariter.
Das habe ich vor Jahren nach einer Predigt kapiert.
Es geht nicht um Nächstenliebe von oben herab, herablassend.
Sondern von unten her –
bestenfalls auf Augenhöhe.


Wie viele gingen wohl an jenem Mann vorbei – wie ich?
Ich hoffe fest, dass er Hilfe erhielt,
an diesem Karsamstag, an dem die Menschen
doch milde gestimmt und empfänglich waren,
sich auf Ostern freuten. Viele sahen wir
mit Körbchen voller Lebensmittel,
die sie bei den Kirchen segnen liessen.
Segen zum Weitergeben.

Von: Heidi Berner