Paulus schreibt: Ich bitte euch, vor Gott einzutreten
für alle Menschen in Bitte, Gebet, Fürbitte und
Danksagung.
1. Timotheus 2,1

Als unsere Kinder klein waren, sprachen wir mit ihnen täglich
ein Abendgebet. Darin kamen die Menschen vor, die
uns tagsüber begegnet waren, im Kindergarten oder daheim
auf Besuch. Am Schluss musste es eine Zusammenfassung
geben, denn oft waren es viel mehr, als vor dem Einschlafen
noch einzeln aufgezählt werden konnten. So beendeten wir
das Gebet mit den Worten «… und für alle, die wir kennen»,
worauf unser Sohn eines Tages diesen Schluss wiederum
ergänzte mit «… und für alle, die wir nicht kennen». Wir
behielten das bei, denn nur so wird wirklich für alle gebetet.
Im 1. Timotheusbrief wird eine schwere Aufgabe gestellt,
die man leicht überliest, wenn man gleich überlegt, was es
denn zu bitten und zu danken, zu klagen und zu loben gibt.
Der Horizont ist viel weiter, als wir manchmal meinen, wenn
wir zum Beten die Augen schliessen. Es soll für alle gebetet
werden: für die Lieben, die Liebsten, die Familie, und für die
Fremden und Fernen auch. Fürbitte halten wir gern für die
Sympathischen und Vertrauten, aber für die Unfreundlichen
und Mühsamen kommt es erst recht darauf an. Natürlich
fallen uns sofort die Alten und die Armen, die Schutzlosen
und Ohnmächtigen ein, aber beten wir genug für einen Herzens-
und Sinneswandel der Diktatoren und Folterer, der
Gewalttäter und Terroristen? Sie sind auch Menschen, daher
bitten wir auch für sie, dass Gottes Wille geschehe.

Von: Dörte Gebhard