HERR, verdirb dein Volk und dein Erbe nicht,
das du durch deine grosse Kraft erlöst hast!
5. Mose 9,26

Von der Masse ist nichts zu erwarten. Keine Einsicht, keine
Reue, keine Umkehr. Gott muss feststellen, «dass dieses Volk
ein halsstarriges Volk ist» (5. Mose 9,13). Von der verdienten
Strafe kann es nur verschont werden, wenn Mose sich vor
Gott niederwirft wie vor einem König und in der Demutsgeste
vierzig Tage ohne Essen und Trinken verharrt, um Gottes
«Zorn und Grimm» (5. Mose 9,19) zu besänftigen.
Halsstarrig ist die Menschheit geblieben. Obwohl die Zeichen
der Zerstörung sichtbar sind, Gletscher sich zurückziehen
und Extremwettersituationen zunehmen, ist die grüne
Wende kaum mehr als ein Wahlkampfslogan. Ungerechtigkeiten,
die zum Himmel schreien, scheinen zementiert.
Regimes bauen auf Repression, obschon klar ist, dass Angst
eine so schlechte wie fragile Regierungsform ist. Der Mensch
braucht keinen Gott, der ihn zerstört. Das erledigt er selbst.
In Christus ist Gott selbst zum Fürbitter geworden, der die
Spirale der Gewalt durchbrochen hat. Er wollte den Zorn
und Grimm der Menschen besänftigen, blieb hartnäckig
in seiner Liebe. Ich fürchte nicht die Strafe Gottes. Angst
machen mir die Menschen. Und so bete ich, dass Gott den
Willen stärkt, von der Selbstzerstörung abzulassen, und die
Kraft verleiht für das trotzige Festhalten an der Hoffnung.

Von: Felix Reich