Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt,
was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den
du gehst. Jesaja 48,17
Ein schöner Satz. Vielleicht der Inbegriff dessen, was es
bedeutet, behütet zu sein und getrost durch das Leben zu
gehen. Da ist eine unsichtbare Kraft, die mich spüren lässt,
was ich brauche, und mir den Weg leuchtet, wenn ich nicht
mehr weiterweiss.
Im Kontext des prophetischen Textes lesen sich die Zeilen
allerdings weniger als Zuspruch denn als Mahnung. Es ist
nicht so, dass Gott auf dem Weg beschützend und unterstützend
hinterhergeht. Er gibt die Richtung vor und hat
den Anspruch voranzugehen. Ausserdem wimmelt es in der
Folge von Menschen, denen der Prophet vorwirft, die falsche
Abzweigung genommen zu haben. Sie werden «keinen
Frieden» (Jesaja 48,22) finden. Nun kippt der Satz vom Trost
in die Bevormundung. Warum brauche ich einen Gott, der
mich lehrt, was mir hilft? Muss ich das nicht selbst wissen?
Es sind die falschen Fragen.
Die Mahnung richtet sich nicht an ein Individuum, in den
Blick nimmt der Prophet ein Kollektiv. Und eine Gemeinschaft
muss sich tatsächlich auf eine Lehre einigen, welche
die Richtung vorgibt. Wer auf Gott hört, findet einen Weg,
auf dem die Schwachen gestützt werden und niemand unter
die Räder kommt.
Von: Felix Reich