Legt ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit und
nehmt das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzt
ist und Kraft hat, eure Seelen selig zu machen.

Jakobus 1,21

Ich habe als Lehrerin gerade eine Situation mit einem Schüler,
der sich oft danebenbenimmt. Wenn es nicht bessert,
muss er in eine andere Klasse oder eine andere Schule. Vielleicht
ist das eine gute Lösung. Trotzdem ist es nicht schön
für mich, das zu entscheiden. Denn es ist dieses Eingeständnis
damit verbunden: Ich habe es nicht geschafft mit ihm.
Neben diesem etwas kleinlauten Eingeständnis ist da aber
auch der Wunsch, nun einmal Klartext zu reden, eine Grenze
zu ziehen, zu sagen, so, Bürschchen, alles lass ich mir nun
doch nicht bieten, fertig lustig!
Das ist manchmal nötig – und oft genug fällt mir gerade
das eher schwer, bin ich doch nicht so ein Fertig-lustig-Typ!
Und jetzt besteht die hohe Kunst wohl darin, den Fertiglustig-
Typ mit dem Ablegen der Bosheit zu kombinieren.
Nicht meine verletzten Gefühle in einen harten Panzer
umzuwandeln, sondern diese abzulegen. Keinen dicken
Mantel aus meinen Rechtfertigungen zu weben. Sondern
«einfach so» dazustehen.
Der Vers spricht neben dem, was man ablegen soll, auch
von dem Wort, das «in uns gepflanzt ist». Ich deute dies für
mich als eine Art Zusage sowohl an mich wie auch prinzipiell
an alle Menschen – ein kraftvolles, aber auch sanftes Bild.

Von: Katharina Metzger