Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen
lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung
vor Gott kundwerden!
Philipper 4,6


Menschen beten dann, wenn sie Sorgen haben – falls sie
überhaupt noch beten! Und erst recht gilt das für das Bitten –
die elementarste Form des Betens. Warum beten, wenn
man ausgesorgt hat? Warum (Gott) bitten, wenn man (vom
Staat) Leistungen einfordern kann, für die man schliesslich
seinen Obolus entrichtet hat? Das ist natürlich plakativ und
aus einer privilegierten wirtschaftlichen Situation gesagt.
Aber «Sorgen», die im Gebet zur Sprache kommen, sind
in unserer Wohlstandsgesellschaft möglicherweise all jene
Lebensbereiche, die nicht in unserer Macht stehen, z. B.
dass wir bewahrt werden oder dass wir Vergebung erlangen.
Wenn Paulus ziemlich absolut fordert «sorgt euch um
nichts», geht es ihm um die Haltung der Betenden und
um Halt, den sie in Gott finden. Wir bleiben Bittsteller –
ob privilegiert oder benachteiligt! So oder so, wir sollen,
wenn wir beten, Gott unsere Bitten mit Dank vorbringen.
Einfacher gesagt als getan … Und doch: Darum geht es bei
der wichtigsten Übung des Gottvertrauens. Das sehnlichst
Erwünschte im Licht der Gaben zu sehen, die wir Gott verdanken:
das tägliche Brot, das uns gegeben, und die Schuld,
die von uns genommen wird, das Böse, das wir überwinden
können. Wer dankbar bittet, klopft an Türen, die Christus
aufgetan hat.

Von: Ralph Kunz