Alle, die dich verlassen, müssen zuschanden
werden; denn sie verlassen den HERRN, die Quelle
des lebendigen Wassers.
Jeremia 17,13


Die Adjektive «gottvergessen» und «gottverlassen» werden
für abgelegene Gegenden verwendet. Im biblischen
Erleben sind die einsamen und lebensfeindlichen Zonen
«Wüsten». Wo es kein Wasser hat, ist es «wüst und leer».
Wen es dorthin verschlägt, wird nicht überleben. Für den
Propheten besteht daran kein Zweifel. Es ist ein Bild für das
Verhalten der Menschen, mit denen er es zu tun hat. Sie
leben in «gottverlassenen» Zonen, also müssen sie sterben.
Allerdings mit Verzögerung. Noch leben sie. Sie sind zäh.
Sie haben eigene Ressourcen. Es kommt noch schlimmer!
Jeremia ist es, der leidet, und seinen Widersachern geht es
allem Anschein nach besser als ihm selbst. Er ist einsam,
nicht sie; er ist isoliert, nicht sie; er geht «zuschanden» …
So heisst es in der altertümlichen Übersetzung. Wer redet
noch so? Aber im Wort steckt, was die Losung zum Stocken
bringt. Warum darbt der Gerechte, wo doch er es ist, der
Gott kennt? Warum zeigt es sich nicht in seinem Leben,
dass er nahe an der Quelle wohnt? Wie kommt es, dass die
anderen nicht untergehen? Der Prophet redet hier nicht von
seinen Rachegelüsten. Ihm geht es um die Hoffnung! Dass
die Schande von denen genommen wird, die zu Unrecht leiden.
Ein anderer wird später sagen: «Selig sind, die verfolgt
werden, denn ihnen gehört das Himmelreich.»

Von: Ralph Kunz