Der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen
Werken, die er tut.
Daniel 9,14


Daniel ist nicht nur ein Prophet in schwierigen Zeiten, sondern
auch ein Mann des Gebets. Er fleht zu Gott mit hoher
Emotionalität – für sein Volk und für die Stadt Jerusalem. Er
betet unter Fasten, in Sack und Asche und findet Gott nicht
nur gerecht, sondern auch gross und schrecklich. Scham und
Versündigung seines Volkes beschäftigen ihn sehr.
Diese Themen hören wir heute gar nicht gerne. Es ist unmodern
geworden, von Schuld zu sprechen. Scham ist in unserem
Sprachgebrauch fast ausgestorben.
Und dennoch, auch wir versuchen die Zeit und ihre Schrecken
zu deuten: Wir fragen nach den Ursachen von Krieg
und Klimakrise. Aber anders als Daniel erwarten wir, dass
Gott über unser Unglück gütig wacht und seine Gerechtigkeit
gnädiger ist, als es menschliche Massstäbe befürchten
lassen.
Von Daniel möchte ich das emotionale Beten (wieder) lernen.
«Neige deine Ohren, mein Gott, und höre, tu deine
Augen auf und sieh an unsere Trümmer …»
Mir fällt das tägliche Abendgebet meiner Grossmutter ein.
Es war so voller Leidenschaft und Intensität – und oft unter
Tränen. Eine tiefe Übung des Vertrauens und der Hingabe!

Von: Barbara Heyse-Schaefer