Wenn mein Geist in Ängsten ist,
so kennst du doch meinen Pfad.
Psalm 142,4


Seit dem Corona-Sommer 2020 bin ich unterwegs, tageweise,
auf dem Jakobsweg durch die Schweiz.
Es tut mir gut, das Gehen, hilft mir, nachzudenken
über all das, was uns heute ängstigt – und freut.
Einige Impressionen:
Glockengeläut der Klosterkirche
begleitet mich bei der Wanderung
aus Einsiedeln heraus in Richtung Mythen.
Ich interpretiere es als nonverbalen Pilgersegen.
Kurz vor Lungern quert eine Katze meinen Weg.
Wie es sich gehört, begrüsse ich sie ganz nett.
Sie ist gerührt und streicht mir um die Beine.
Als ich sie aus Distanz fotografieren will,
kommt sie wieder auf mich zu, will Streicheleinheiten.
Einmal springt sie mir sogar auf die Achsel.
Noch eine Weile begleitet sie mich auf dem Weg.
Die Via Jacobi führt über den sanften Strättliggrat.
Rechter Hand der Thunersee, links die Stockhornkette.
Vor und neben mir gaukelnde Schmetterlinge.
In einer Kapelle der Kathedrale von Freiburg
sind drei Reliquien in Gefässen in Handform.
Skurril. Etwas Handfestes für den Glauben.
Oder den Zweifel.

Von: Heidi Berner