Wenn ihr in ein Haus kommt, sprecht zuerst:
Friede sei diesem Hause!
Lukas 10,5


Draussen vor der Tür halte ich inne. Manchmal ahne ich
ungefähr, wer und was mich erwartet, oft aber weiss ich
nichts, ehe ich klingle oder klopfe. Im Spital habe ich eine
kürzere oder längere Liste mit Namen, Jahrgängen und Zimmernummern.
Mache ich als Pfarrerin Hausbesuche, hat
mich jemand telefonisch um ein Gespräch gebeten, z. B.
darüber, wie Gott es zulassen kann … Oder ich treffe im
Pfarrhausbüro auf eine junge Person in grossen finanziellen
Nöten oder ich trete ein und stehe unmittelbar an einem
Sterbebett.
Draussen vor der Tür halte ich inne und spüre wie selten
sonst, wie wenig ich weiss, wie gut ich zuhören muss, wie
genau ich hinschauen werde.
Keine Begegnung wird je der anderen gleichen. Auf der Türschwelle
ist aber immer der Moment für die Bitte um Frieden
für das ganze Haus. Unsere Begrüssungsformeln tönen viel
profaner, sind es aber nicht. Wenn wir ernst nehmen, was wir
sehr oft und gewohnt dahinsagen, so bitten wir um einen
guten Tag für das Gegenüber, ganz gleich, was geschehen
ist, egal, was erwartet wird, ob gestritten oder gefeiert, ob
geweint oder gelacht wird.
In Gottes Frieden wird zuletzt alles Schlechte aufgehoben;
ist nicht länger herrschend und gültig, wird einmal ganz
weggenommen. In Gottes Frieden wird alles Gute schon
jetzt aufgehoben, geborgen und bewahrt.

Von: Dörte Gebhard