Wie gross sind Gottes Zeichen und wie mächtig
seine Wunder! Sein Reich ist ein ewiges Reich, und
seine Herrschaft währet für und für.
Daniel 3,33

«Reich» – ein belastetes Wort und zugleich ein Schlüsselwort
in vielen biblischen Büchern. Die Kirchengeschichte
kennt eine «Zweireichelehre» von weltlicher und geistlicher
Herrschaft gegenüber dem «Regnum Christi», der um-
fassenden Herrschaft Christi zur Rechten Gottes.
Das erste Konzept wurde, wohl entgegen der Absicht
Luthers, manchmal als Begründung für politische Abstinenz
der Kirche herangezogen; das zweite, vor allem in der
reformierten Tradition zu Hause, behauptet die Relevanz
des Glaubens für alle Lebensbereiche, private wie öffentliche.
Dass dies nicht in eine durchaus menschengemachte
repressive Theokratie degenerieren darf, versteht sich von
selbst. Hingegen ist festzuhalten, dass eine politische Abstinenz
der Kirche im Interesse derer liegt, die in der herrschenden
Situation auf Kosten anderer profitieren. Rückzug auf
den individuellen, privaten Glauben, wie oft aus der Politik
einer bestimmten Richtung gefordert wird, führt lediglich zu
einer irrelevanten Wohlfühl-Dienstleistungsinstitution, die
den Namen Kirche nicht verdient. Schweigen heisst nicht
Neutralität, sondern implizite Parteinahme für jene, die an
den Schalthebeln sitzen. Wir sind aufgerufen und ermächtigt,
«Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Reich Gottes»
zu sein.

Von: Andreas Marti