Als Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er:
Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht! 1. Mose 28,16

Jakob hat sich mit einer List den Segen, der seinem älteren
Bruder zugestanden hätte, erschlichen und ist ausgezogen
aus seinem Elternhaus. Die erste Nacht verbringt er unter
freiem Himmel. Im Traum öffnet sich dieser Himmel, und
Jakob sieht die Himmelsleiter. Zuoberst steht Gott persönlich
und schliesst mit dem Betrüger einen Bund: «Und siehe,
ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.»
Ich bin nicht Jakob. Selten erinnere ich mich an meine
Träume und wenn doch, sind es meistens böse Träume,
aus denen ich aufschrecke. Ich habe noch nie den offenen
Himmel gesehen, keine Leiter, keinen Gott. Und dennoch
vertraue ich darauf, dass der Zuspruch Gottes auch mir gilt,
dass ich wie Jakob behütet bin, wo auch immer ich hinziehe.
Und dann gibt es diese Momente, in denen kleine Wunder
geschehen. In einem Gespräch über das unsagbar Traurige
finde ich Worte, die trösten oder zumindest dem Schmerz
eine Sprache geben. In einer Begegnung scheint etwas auf,
das mit Erkenntnis zu tun hat und mich durch einen Tag
hindurch trägt. Ich staune, dass solche Momente sich immer
wieder unverhofft einstellen. Wie Jakob habe ich vergessen,
dass Gott an allen Stätten ist und mich beschenkt. Fürwahr!

Von: Felix Reich