Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz
seien, auch nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum,
sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet,
es zu geniessen; dass sie Gutes tun, reich werden an
guten Werken, gerne geben, zum Teilen bereit sind. 1. Timotheus 6,17–18

Der Text ist jetzt einfach, denke ich, bevor ich schreibe.
Beinahe selbsterklärend. Ich zähle zu den «Reichen dieser
Welt» und soll deshalb meinen Reichtum teilen, indem ich
etwas abgebe. Also richte ich meinen Dauerauftrag beim
Hilfswerk ein, lege nach dem Gottesdienst eine Zwanzigernote
in die Kollekte und werde so «reich an guten Werken».
Gut machbar eigentlich und recht bequem.
Wenn ich jedoch genau lese und ernst nehme, was Paulus
schreibt, ist die Sache damit nicht erledigt. Ich klammere
mich durchaus an den «unsicheren Reichtum», materielle
Sicherheit ist mir wichtig. Und hätte Paulus das mit der
Spende gemeint, hätte er vom Zehnten geschrieben: Ich soll
einen Teil meines Reichtums abgeben und gut ist.
Teilen bedeutet mehr. Teilen heisst, dass ich meine Tür
öffne für andere Menschen und verletzlich werde. Nicht ich
bestimme darüber, wie viel ich abgebe. Wer teilt, richtet sich
nach den Bedürfnissen der Bedürftigen. Und ich glaube, das
Teilen, von dem hier die Rede ist, geht über das Monetäre
hinaus: Es geht auch um Zeit, Zuwendung und Raum.

Von: Felix Reich