Jesus nahm zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen:
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird
alles vollendet werden, was geschrieben ist durch
die Propheten von dem Menschensohn. Lukas 18,31

Lukas gestaltet sein Evangelium als langen Weg ins Unvermeidliche.
Zum dritten Mal kündet Jesus an, was ihm angetan
werden wird. Die Zwölf verstehen nichts; sie können es
nicht verstehen, sagt Lukas, und ich frage mich, ob sie es
überhaupt verstehen wollen. Jesus ist ja ziemlich klar mit
seinen Ansagen. Oh, wie ich das aus meinem eigenen Leben
kenne: lieber den Kopf in den Sand zu stecken, als mich der
bitteren Wahrheit zu stellen. Ohne all die zum Kopfreinstecken
einladenden Sandhaufen könnte ich gar nicht überleben.
Ich muss mich auf das konzentrieren, was mir zu tun
möglich ist, und bei vielem anderem das Wegsehen üben,
sonst möchte ich verzweifeln. Jesus hoffte, dass sie ihm endlich
einmal zuhören. Darum wiederholt er sich. Aber seine
Leute sind noch nicht bereit dazu. Als es zur Katastrophe
kommt, rennen die meisten weg und der Einzige, der wagt,
in der Nähe zu bleiben, sagt: «Ich kenne diesen Menschen
nicht.» Nur dank Gottes Kraft, die vom Himmel kommt, lernen
die Zwölf, und all die anderen Männer und Frauen mit
ihnen, das Hinschauen und Handeln. Das erzählt die Pfingstgeschichte.
Danach sind sie wie verwandelt und scheuen
weder Tod noch Teufel. Auch das ist eine Lebenserfahrung:
dass durch mein Zutun sich doch tatsächlich auch mal etwas
bewegt. Mit Gottes Hilfe.

Von: Heiner Schubert