Er weiss, was für ein Gebilde wir sind;
er gedenkt daran, dass wir Staub sind. Psalm 103,14

Manchmal glaube ich, dass wir es vergessen haben, oder auf
jeden Fall immer wieder erfolgreich verdrängen. Wir denken
uns, dass das ewige Leben eigentlich eine Versicherungsleistung
sein sollte, und mit der richtigen Tagespflege sollte auch
ewige Jugend drin sein. Da schert uns doch Gott nicht und
woran er sich erinnert.
Einmal im Jahr gehe ich mit meinem Kurs von angehenden
Pfarrerinnen und Pfarrern ins Krematorium. Okay, da geht
das Zu-Staub-Werden innerhalb weniger Stunden und mit
einem hohen Energieaufwand vor sich, aber es stellt uns
immer wieder sehr drastisch vor Augen, woraus wir sind
und zu was wir werden. Was bleibt, ist eine Schale voll grauer
Asche und feuerfester Ersatzteile, wie eine künstliche Hüfte
etwa. Aber auch die wird noch kleingesägt und in die Urne
mit hineingegeben.
Im Angesicht dessen, was übrigbleibt, ist das Leben einfach
wunderbar, bunt und blühend, und dass sich Gott unser
erbarmt, ja selbst Mensch geworden ist, um uns nahe zu
sein, ein einziges Wunder. Etwas, worüber wir den ganzen
Tag singen könnten:
Lobe den Herrn, meine Seele,
und seinen heiligen Namen.
Was er dir Gutes getan hat,
Seele, vergiss es nicht. Amen.
(Lied nach Psalm 103 von Norbert Kissel)

Von: Sigrun Welke-Holtmann