Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und
ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt,
flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.
Hiob 14,1–2

Ein tristes Bild, das Hiob von der menschlichen Existenz
zeichnet. Was er sagt, ist eine erschütternde Erkenntnis. Aber
die Worte sind auch schön. Sie erzeugen Resonanz, sind
grosse Literatur. Nehmen Sie die Bibel (oder das Handy)
und lesen Sie Kapitel 14 in Hiob. Was für eine Wucht! Und
doch so simpel. «Der Mensch bleibt nicht.» Hiob vergleicht
den Menschen mit einem Baum und meint: «Ein Baum
hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen ist; er kann wieder
ausschlagen, und seine Schösslinge bleiben nicht aus. Ob
seine Wurzel in der Erde alt wird und sein Stumpf im Staub
erstirbt, so grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers
und treibt Zweige wie eine junge Pflanze. Stirbt aber ein
Mann, so ist er dahin; kommt ein Mensch um – wo ist er?»
Das ist eine Anspielung auf Psalm 1 – seine bittere Widerlegung.
Denn dort heisst es, dass ein Mensch, der die Tora
studiert, wie ein Baum ist …
In Afrika habe ich gelernt, dass Bitterstoffe wichtig sind
für die Verdauung. Die Menschen kauen Colanüsse – sie
lieben das, ich fand es grauenhaft. Nur mit viel Zucker und
Wasser schmeckt es. Hiob lesen ist wie eine Colanuss. Oder
für empfindliche Geschmäcker: wie ein Schluck Coca-Cola.
Auf jeden Fall gut für die geistliche Verdauung.

Von: Ralph Kunz