Eines jeden Wege liegen offen vor dem HERRN. Sprüche 5,21

Ich klicke eine Website an. Sogleich werde ich gefragt, ob und zu welchen persönlichen Daten ich Zugang geben, welche Cookies ich akzeptieren, was ich offenlegen will. Das wird bei unserem Losungswort nicht gefragt. Es setzt voraus, dass vor Gott alles offenliegt; an eine Privatsphäre ist da nicht gedacht. Er kann als beunruhigend, gar als bedrohlich empfunden werden, dieser allwissende Gott. Zunehmend gerät das Gottesbild der Allwissenheit und der Allmacht in die Kritik.

Schauen wir uns die Sache aber einmal von der anderen Seite an. Liegen denn meine Wege vor mir selber offen? Die kommenden sowieso nicht, aber auch nicht die vergangenen: Höhepunkte und erst recht Tiefpunkte, Wendungen und Veränderungen auf dem Lebensweg bleiben in ihrem Sinn verborgen, liegen dem Verstehen oft keineswegs offen. Zusammenhänge zu erkennen, die Sinnhaftigkeit zu sehen, ist alles andere als selbstverständlich, und mit jeder solchen Erfahrung wird die Last grösser und schwerer. Aber ich muss die Frage nach dem Sinn nicht selber beantworten, darf  sie dem überlassen, vor dem meine Wege offenliegen. Das bringt Entlastung in einer vertrauensvollen Gelassenheit.

Ich verstehe deine Wege nicht,aber du weisst den Weg für mich. (Dietrich  Bonhoeffer)

Von Andreas Marti