Sei nun stark, mein Kind, durch die Gnade in Christus Jesus.           2.Timotheus 2,1

«Du musst jetzt stark sein, mein Kind.» Man spottet, so hätten sich besorgte Mütter früher von ihren frisch verheirateten Töchtern verabschiedet, wenn sie in die Flitterwochen abreisten. Und die jungen Ehefrauen ahnten: Es wird etwas Schreckliches geschehen.

Auch bei einem Schul- oder Stellenwechsel, einem Umzug, einem Streit können Unwissen und Unsicherheit die Freude über einen Neuanfang trüben. Aber vermögen wir nachzuvollziehen, wie gross für manche die Ungewissheiten damals in den ersten Christengemeinden waren? Die Menschen, die sich für ein Leben in der Nachfolge Jesu entschieden hatten, waren auf Zuspruch und Begleitung angewiesen. Die Glaubensinhalte waren ja noch nicht schriftlich festgelegt, erst langsam  entstanden  Traditionen.  Was  «richtig»  und was «falsch» war, musste in vielen Auseinandersetzungen geklärt werden.

Paulus will mit seinem Brief Timotheus stützen und bestärken. Er erwartet Standhaftigkeit und Treue gegenüber dem Evangelium, wie er es in die Gemeinden gebracht hat. Und das wird nicht gelingen durch Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen, sondern durch die «Gnade Christi». Sie wird zerstrittene Gläubige versöhnen können.

Kommt es heute noch verunsicherten Menschen in den Sinn, sich der Gnade Christi anzuvertrauen? Vielleicht schon, aber sie würden es wohl anders nennen.

Von Käthi Koenig