Er gibt dem Müden Kraft und Stärke  genug dem Unvermögenden.       Jesaja 40,29

Wie oft scheitere ich. Mir fehlt die Kraft, auf Menschen zuzugehen. Ich lasse mich durch Sticheleien aus dem Konzept bringen und hineinziehen in einen Wettbewerb der Eitelkeiten. Ich habe nicht die Souveränität, meine Fehler einzugestehen. Aus einer trotzigen Angst vor dem Gesichtsverlust schiebe ich die Entschuldigung hinaus. Ich bin träge und fahrig statt präsent und empathisch.

Manchmal hilft es, wenn ich mich ausklinke. Ich trete an die frische Luft. Wenn eine Kirche in der Nähe ist, zünde ich dort eine Kerze an. Ich setze mich und lasse den Raum auf mich wirken. Machte ich mir zuvor Vorwürfe und ging mit mir selbst ins Gericht, versuche ich jetzt loszulassen. Ich gestehe mir mein Unvermögen ein. Ich spüre, wie mein Atem ruhiger, freier wird. Ich werde offen für die Kraft, die aus der Schwäche erwächst. Gelassenheit vertreibt die Müdigkeit.

Gestärkt kehre ich zurück. Das stille Gebet hat mir geholfen, zu Kräften zu kommen. Mir gelingt es, für mir wichtige Dinge zu argumentieren und Nichtigkeiten getrost auf mir sitzen zu lassen. Ich finde den Mut zur Aufrichtigkeit und bitte um Verzeihung. Ich weiss, dass mein Straucheln unvermeidlich bleibt. Aber ich darf darauf vertrauen, dass ich von Gott immer wieder neue Kraft empfange, wenn ich ermatte.

Von Felix Reich