Heilig, heilig, heilig ist der HERR  Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!          Jesaja 6,3

Eine Frage, die mich nie loslässt: «Was ist heilig?» Umso mehr, weil die Aussage dieses Jesaja-Verses in unserer Gesellschaft nicht mal ansatzweise mehrheitsfähig ist. Jesaja, der alle Welt auf das zukünftige endzeitliche Friedensreich einschwören wollte – vielleicht hätte er ja heute Erfolg damit, angesichts der aktuellen Weltlage und der vielen Geschichtenerzähler um uns herum.

Aber zurück zu unserer Ausgangsfrage: Was ist eigentlich «heilig»? In der Regel bezeichnen wir etwas so, das für uns eine ausserordentliche Bedeutung hat und sich mit etwas verbindet, das sich all unseren Erklärungsversuchen entzieht. So meine Definition als Glaubender.

Wie kommt es aber, dass so viele Menschen in öffentlicher Verantwortung so gut beschreiben können, was für sie heilig ist und uns heilig sein sollte – das Land, die Nation, die Fam lie, die Arbeit, der Einfluss, die Macht, der Besitz? Letztendlich beschreibt es doch nur, was auf der individuellen Wichtigkeitsskala ganz oben steht. Wenn diese Werte dann religiös angemalt und mit Pathos unterlegt werden, haben wir eine Gemengelage, die sich gut als «heilig» anpreisen sowie Freiheitseinschränkungen und Krieg rechtfertigen lässt.

Es gibt also noch viel zu tun, wollen wir das uns Heilige  (z. B. die von Jesus gepredigte Gerechtigkeit) nicht den Scharlatanen überlassen.

Von Rolf Bielefeld