Wer aber sich vertieft in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergess- licher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seinem Tun. Jakobus 1,25

Jakobus gibt uns in diesem Abschnitt reichlich Gelegenheit, über das Zusammenspiel von aufmerksamem Hören von Gottes Wort und der daraus folgenden Handlung nachzudenken. Es begegnet uns wohl allen immer wieder, dass wir von einer guten Idee oder einer weisen Einsicht hören, ohne dass für uns daraus eine Tat, eine gute und sinnvolle Handlung folgt. Der Grund dafür ist nicht der mangelnde gute Wille, sondern die Schwierigkeit, aus einer Erkenntnis die richtige Tat zu folgern. Entweder es fehlt uns an Fantasie, oder wir scheitern an unserem Zweifel, ob wir das, was wir uns vorgenommen haben, auch durchführen können.

In einem früheren Vers aus demselben Kapitel heisst es:
«… nehmt an das Wort Gottes mit Sanftmut, das in euch gepflanzt ist und Kraft hat, eure Seelen selig zu machen.» Ich glaube, hier liegt das Geheimnis: Wenn wir Bibelworte lesen und hören, so haben sie oft eine Kraft, die uns von selbst nicht zuwächst. Sie können uns auch in der tiefsten Verzweiflung trösten, uns Mut machen, uns dankbar werden lassen – und daraus kann eine Handlung entstehen, die aus dem Herzen kommt – wie von einer inneren geheimnisvollen Führung geleitet. Es ist die Kraft der göttlichen Poesie.

Von Elisabeth Raiser