Der HERR schafft Recht den Waisen und Witwen und hat Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gibt. Darum sollt ihr auch die Fremdlinge lieben. 5. Mose 10,18–19

Den Fremden zu lieben, weil man selbst als Fremdling in Ägypten gelebt hat, ist hier keine ethische Verhaltensanweiung, sondern Ausdruck der Gottesehrung. Den heutigen Versen voraus geht Vers 17: «Denn der HERR, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der grosse, starke und furchtbare Gott, der kein Ansehen der Person kennt und keine Bestechung annimmt …» Und ihnen folgt zusammenfassend Vers 20: «Den HERRN, deinen Gott, sollst du fürchten, ihm sollst du dienen, an ihm festhalten und bei seinem Namen schwören…» Fremde, Flüchtlinge nicht zu lieben und aufzunehmen, kann es gar nicht geben, wo an Gott als die einzige Wahrheit geglaubt wird – das wird hier gesagt! Indem ich tue, was in den heutigen Versen steht, zeige ich meinen Gottesglauben. Mache ich deutlich, woher meine Lebenskraft kommt. Entscheidend ist das Verbum «lieben»: Es umfasst das ganze breite Spektrum meiner Zuwendungsmöglichkeiten, also dasselbe, was ich Gott gegenüber zum Ausdruck bringe. So, wie Gott sich jenen zuwendet, die viel verloren haben, den Waisen und Witwen. Diese wahrgenommene und gespürte Zuwendung kann ich abbilden, wenn ich jene liebe, die ebenfalls viel verloren haben auf ihrem Weg; mein Lieben kann Leben bewirken …

Von Hans Strub