Der HERR schafft Recht den Unterdrückten, den Hungrigen gibt er Brot.          Psalm 146,7

Eine reichlich kühne Behauptung angesichts der weltweiten Unterdrückung und der Millionen Hungernden! Ob das zur Zeit des Psalmdichters anders war? Die damaligen Weltmächte waren ja nicht gerade zimperlich im Umgang mit ihren Untertanen, und von einer zuverlässigen und flächendeckenden Nahrungsmittelversorgung konnte wohl auch keine Rede sein. Unterdrückte und Hungernde waren eine Realität, die der Psalmdichter kannte – darum spricht er ja von ihnen.

War denn auch die Hilfe real? Eher ist der Psalmvers ein trotziges Aufbegehren gegen diese Realität, die nicht Gottes Willen entspricht. Wir können natürlich sagen, dass «Gott keine Hände hat als unsere Hände» und er deshalb durch unser Wirken Unterdrückung und Hunger wegschafft. Wohl können wir da und dort etwas erreichen, aber in der Absolutheit des Psalmverses ist es eine hoffnungslose Überfor- derung. Es bleibt die kühne Behauptung, das Aufbegehren, der Protest, der Glaube als «ein trotzig und verzagt Ding». Dieser Glaube ist Osterglaube. Die harte Realität wird von Gott her durchbrochen, auch wenn wir nicht richtig erfassen können, wie das geschieht. In dieses Geschehen sind wir mit hineingenommen: Christus «ruft uns jetzt alle zur Auferstehung auf Erden, zum Aufstand gegen die Herren, die mit dem Tod uns regieren». (Kurt Marti, Reformiertes Gesangbuch Nr. 487).

Von Andreas Marti