Liebet den HERRN, alle seine Heiligen.    Psalm 31,24

Heilige – in der reformierten Kirche, in der ich 46 Jahre Organist war, sind an Decken und Wänden und in den Fenstern zahlreiche Heilige zu bewundern, ein Erbe des Mittelalters. Dagegen gibt es in der neuen katholischen Nachbarkirche gerade einmal zwei Heilige: die Mutter Gottes und (nur im Foyer) den heiligen Josef, nach dem die Kirche benannt ist. In der Liturgie ist es genau umgekehrt: kaum Heilige in der reformierten Liturgie, aber Heilige, Apostel und «alle, die vor Gott Gnade gefunden haben», im eucharistischen Gebet. Bekanntlich haben die beiden Vorgänger des jetzigen Papstes eine grosse Zahl von Selig- und Heiligsprechungen vorgenommen. Man mag das vielleicht belächeln, aber in jedem Fall sind damit Werte verbunden, die von den jeweiligen Männern und Frauen gelebt worden sind, und vielleicht hilft die grosse Zahl, der Formel im Hochgebet näherzukommen:

«Alle, die vor dir Gnade gefunden haben.» Oder anders gesagt: alle, die auf diesen gnädigen Gott vertrauen. Angesprochen in unserem Losungswort sind nicht besonders ausgezeichnete und moralisch vollkommene Menschen, es sind auch nicht die «im höheren Chor» Vollendeten, es ist die ganze Gemeinde, die «ein heiliges Volk» ist. Wir bekennen die «Gemeinschaft der Heiligen» im Credo, über die Generationen hinweg und auch über alle Unterschiede und Gegensätze hinweg, so schwer das manchmal auch fallen mag: die Gemeinschaft, die sich vereint weiss in der Liebe Gottes.

Von Andreas Marti