Denk daran, wie du die Botschaft empfangen und  gehört hast, bewahre sie und kehre um!    Offenbarung 3,3

«Jetzt müssen wir umkehren, das wird sonst gefährlich.» Ich erinnere mich, wie mein Vater den Abbruch einer Wanderung über Alpweiden begründete. Schwarze Gewitterwolken waren im Anzug. Schade. Wir mussten unser Ziel, einen Gipfel, aufgeben. Zurück auf demselben Pfad an den Ausgangspunkt unten im Tal.

Wenn in der Bibel vom Umkehren die Rede ist, ist die Katastrophe da, der eingeschlagene Weg führte an den Abgrund oder schon darüber hinaus. In höchster Not und Gefahr ist der mögliche Anfang einer neuen Route sichtbar.

Die jüdische Religionsphilosophin Margarete Susman sprach oft von Umkehr. Die waghalsige Umkehr zu Gott, und das ist die Teschuwa, ist keine Rückkehr unter das sichere Dach, wo man immer war. No return. Susman sprach nach dem Ersten Weltkrieg mit seinen Millionen Toten und zerstörten Illusionen von Umkehr. Und nach dem Zweiten Weltkrieg erst recht. Die alte Ordnung liegt in Trümmern. Alles, wirklich alles, muss bis ins Innerste umgeschaffen, neugestaltet, revolutioniert werden. Das ist die Botschaft.

Als wir in den 1970er-Jahren als Familie am Wandern waren, war für mich als Schweizer Bub die Welt völlig in Ordnung. So sehe ich sie heute nicht mehr. Es donnert und blitzt. Die Welt steht in Flammen, die Erde ist überhitzt. Jetzt müssen wir umkehren.

Von Matthias Hui