Mit meinem Gott kann ich über Mauern  springen. Psalm 18,30

Der fröhliche Vers wurde 1989 während der friedlichen Revolution in der DDR oft zitiert. Mit dem Mauerfall schien in Europa Krieg überwunden. Der kalte war weg,  der heisse in weiter Ferne, und die Angst vor dem Atomkrieg verflog. Aber dann verpassten es die Mächtigen, gemeinsam Hand anzulegen beim Bau eines gemeinsamen Hauses, dem Plan für Europa, der ursprünglich aus Russland kam. Kapitalistische Strukturen wurden von Westen her über den Kontinent gezogen, und damit florierten neben funkelnden Verheissungen und funktionierenden Geschäften auch Ungleichheit und Korruption.

Und der Krieg wurde bald wieder Realität: in Ex-Jugoslawien, in Tschetschenien, in Georgien – oder mit europäischer Beihilfe und mit Wegsehen im Irak, in Afghanistan,  in Syrien und anderswo. Wir wollten das alles aber nicht als Kapitel europäischer Geschichte verstehen.

Jetzt geht es nicht mehr anders. Wir sehen die Zerstörung und den Tod in der Ukraine. Wir sehen die Repression und die Diktatur in Russland. Wir sehen die Aufrüstung im Westen. Wir begegnen den geflüchteten Menschen.

Hat die – biblische – Vision des gerechten Friedens ausgedient? Hat der Pazifismus versagt? Kaum. Solche Konzepte wurden gar nie ausprobiert auf unserem Kontinent.

Fromme Wünsche – wie es jener einst war, dass die Mauer fallen könnte?

Von Matthias Hui