Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist  nahe; denn es ist hier kein Helfer.                       Psalm 22,12

Ich bin ein ängstlicher Mensch. Mein Herz klopft automatisch schneller, wenn ich irgendwo im Haus ein unbekanntes Geräusch wahrnehme. Die Angst kommt unangemeldet und ungebeten. Ich vermute, dass sie ein Überbleibsel der vielen Bombennächte ist, denen ich als Kleinkind im kriegsgebeutelten Berlin ausgesetzt war.

Das Fiese an der Angst: Sie ist ein schnelles Gefühl, das mich einfach überfällt. Das wollte ich mir nicht gefallen lassen, und so habe ich begonnen, Strategien gegen die Angst zu sammeln.

Die bei Weitem effektivste und auch am einfachsten anwendbare ist: das Gebet! In der spirituellen Praxis der Christinnen und Christen spielt es eine herausragende Rolle. Es kommt als Dank- und Bittgebet, als Lobpreis, aber auch als Stossgebet, als inniger Austausch, als Gebet ohne Worte, in dem wir uns immer mehr Gottes Führung überlassen.

Wenn ich bete, werde ich meistens ruhig. Oder zumindest ruhiger. Dann schwindet das verzweifelte Gefühl, dass ich alleingelassen bin und kein Helfer, keine Helferin in Sicht ist. Ich glaube, ich bin nie allein, aber oft verstelle ich mir selbst die Sicht auf Gottes helfende Hand, auf die Botschaft die Gott uns, mir, senden will. Die versteckt sich nicht im Knarren im Gebälk, sondern in der Begegnung mit der Lebendigen und ihrer lebendig machenden Liebe.

Von Reinhild Traitler