Jesus sprach zu Pilatus: Ich bin dazu geboren  und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine  Stimme. Johannes 18,37

Meistens verwechseln wir das Wahre mit dem Richtigen. Das Wort «richtig» hängt ja mit dem Recht zusammen. Das Recht ist ein hohes Gut und wir dürfen es nicht kleinreden.

Aber das Wahre zielt in eine andere Richtung. Vielleicht könnte man sagen, es sucht die innere Entsprechung eines äusseren Geschehens. Jesus wirkt Wunder, heilt Kranke und schenkt Lahmen das, was sie sich schon immer gewünscht haben, das Gehen, Hüpfen, Laufen, das Schweben und Schreiten!

Ich habe früher oft ethnische Tänze getanzt und habe immer diesen magischen Moment geliebt, wo es begann, in mir zu tanzen. Die Schritte kamen von selbst, und jede Bewegung versetzte mich in Euphorie, auch wenn mein Tanzen einem Ballett wahrlich keine Ehre gemacht hätte. Aber es gab diese Augenblicke der Übereinstimmung, die Schritte erzählten meine Geschichte auf eine ganz andere Art, mein ganzer Körper war plötzlich ein Instrument, das Musik spielte, seine eigene Musik.

Wahrheit: eine grösstmögliche Annäherung an das in uns schlummernde Urbild, das göttliche Bild.

Von Reinhild Traitler