Gottes Hilfe ist nahe denen, die ihn fürchten, dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen.           Psalm 85,10.11

Gibt es Güte ohne Treue? Gibt es Treue ohne Güte? Mir kommen Leute in den Sinn, die zwar die Güte in Person sind, freundlich, zuvorkommend, verständnisvoll, aber mit der Treue nehmen sie es nicht so genau. Und andere sind, was die Treue angeht, sich selbst gegenüber streng und auch grundsätzlich konsequent – bis zur Unbarmherzigkeit.

Güte und Treue zeigen sich im Charakter und im Handeln des Einzelnen, und da in vielen Varianten und Schattierungen. Wer wagt es, deren Wert und Glaubwürdigkeit zu beurteilen?

Bei Gott aber, so stelle ich es mir vor, sind diese Wörter wie Gefässe, die die mangelhaften menschlichen Ausprägungen davon umfassen, würdigen und bewahren, damit sie in unseren menschlichen Gemeinschaften wirksam werden, damit «Gerechtigkeit und Friede einander küssen».

Es ist zwar möglich – und oft schon fast ein Wunder – wenn in einem Konflikt ein Waffenstillstand beschlossen und eingehalten wird. Aber ein dauerhafter Friede kann nur auf dem Fundament der Gerechtigkeit erbaut werden. In der Gegenwart erfahren wir wieder neu, wie viel Einsicht, Ehrlichkeit und Vergebungsbereitschaft es von allen Beteiligten braucht, wenn Friede gestiftet und erhalten werden soll. Und wie viel Vertrauen in Gottes «andere Gerechtigkeit».

Von Käthi Koenig