Er lässt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Matthäus 5,45

So sieht Jesus die Welt, die der Vater im Himmel für seine Menschen geschaffen hat: Sonne und Regen schenken Leben für alle, ohne Ansehen der Person, ohne ihr Verdienst.

Und so sieht die Welt aus, wenn «Gerechte und Ungerechte, Böse und Gute» lange Jahre in ihr Gefüge eingegriffen haben: Die Hitze steigt, an manchen Orten macht sie das Leben fast unmöglich. Und der Regen, wenn er endlich kommt, geht im Übermass nieder, überflutet und zerstört. Unheil trifft Gerechte und Ungerechte, Böse und Gute. Ohne Ansehen der Person.

Wirklich? Die Armen sind ja bekanntlich von Umweltkatastrophen mehr betroffen als die Reichen. Und vielleicht die «Gerechten» mehr als jene, die sich mit List und Einfluss Vorteile ergattern oder, wenn es nötig wird, ihr Domizil in sichereren Gegenden suchen. Vor allem die Länder im Süden tragen die Kosten, die der Reichtum der Menschen im Norden verursacht. Das Besitzerprinzip gilt zwar sehr wohl, das Verursacherprinzip hingegen kaum.

Gott, der du Sonne und Regen erfunden hast – was haben wir, Gerechte und Ungerechte, angerichtet mit unseren Glaubenssätzen, die nicht von dir kommen, nicht zu dir führen?

Von Käthi Koenig