Jesus spricht: Wen da dürstet, der komme zu  mir und trinke!                                                                    Johannes 7,37

Der zeitgenössische Theologe und Psychoanalytiker Eugen Drewermann bezeichnet in seinem Kommentar zur Stelle Religion als «Gespür eines Durstes, der nie aufhören wird».

In diesem Zusammenhang sei auf ein Detail im Lehrtext hingewiesen: Man kann den Punkt auch an einer anderen Stelle setzen. Dann heisst es: «Wenn jemand Durst hat, komme er zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt.» Wenn man den Punkt so setzt, entsteht eine überraschende Parallele: «Wer an mich glaubt» ist dann gleichgesetzt mit «Wer Durst hat». Das heisst: Die Glaubenden sind die Dürstenden!

Das ist nicht das übliche Bild, das man vom Glaubenden hat als dem, der etwas besitzt, irgendeine Gewissheit, dass Jesus ihn erlöst hat, dass er errettet ist, dass er nach seinem Tod ins Ewige Leben eintreten wird. Nicht das ist der Glaubende, sondern der, dessen Durst nie aufhören wird. Der weiss, dass er arm ist, angewiesen auf Christus, der seinen Durst löscht, angewiesen auf den göttlichen Geist, die Ruach, die uns Leben einhaucht, Atemzug für Atemzug.

Der Glaubende ist, so gesehen, der, welcher den Durst zulässt und ihm folgt, hin zur Quelle.

Von Andreas Fischer