Die Menge fragte Johannes: Was sollen wir tun? Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso. Lukas 3,10–11
Heute ist Johannistag, und wir denken mit Bewunderung an ihn, den selbstlosen, hellsichtigen Vorläufer Jesu. Seine Antwort auf die Frage der Menge «Was sollen wir tun?» ist knapp und eindeutig: «Es kommt aufs Teilen an.» Wir können und sollten uns ehrlich zugeben: Wir brauchen in Wirklichkeit den Überfluss der Güter nicht, sondern wir können teilen, und wenn wir es tun, schadet es uns nicht, sondern bereichert uns. «Was mehr wird, wenn wir teilen» ist ein Buchtitel; lasst uns das auf die eigene Fahne schreiben!
Vor kurzem hörte ich im Radio einen Bericht über die Obdachlosenarbeit in Düsseldorf. Obdachlose sind ja oft in einer Falle: Sie finden keine Arbeit, weil sie keinen Wohnsitz haben, und sie finden keine Wohnung, weil sie keine Arbeit haben. Es ist ein Teufelskreis! So gibt es in einigen Städten bereits das wohl aus den USA stammende Prinzip des Housing First, das heisst, obdachlosen Menschen wird zunächst in einem von der jeweiligen Organisation angemieteten Wohnblock eine Wohnung kostenlos zur Verfügung gestellt, von wo aus sie sich mit Adresse um eine Arbeit bemühen können. Wenn das geklappt hat, suchen sie sich eine eigene neue Wohnung. Grossartig! Johannes wäre einverstanden!
Von Elisasbeth Raiser