Erhöre uns nach der wunderbaren Gerechtigkeit, Gott unser Heil (der du bist die Zuversicht aller auf Erden und fern am Meer).                                         Psalm 65,6

Der heutige Text ist der Scheitelpunkt des 65. Psalms, was sehr schön deutlich wird, wenn wir den ganzen Vers lesen. Um Erhörung im Kontext der Gerechtigkeit Gottes bittet der Psalmist. Ein Ruf um Vergebung? «Wohl dem, der seine Missetat erkennt und sich zu Gott wendet.» (Verse 4–5) Jenem Gerechten also, so zeigt die zweite, hier mitzitierte Hälfte des Verses, der nicht nur Macht, Kraft und Vergebung im «Portemonnaie» seiner Gerechtigkeit hat, sondern auch die Zuversicht seiner gesamten Schöpfung darstellt. Die Fröhlichkeit, die dies auslöst, wird in wunderbaren Worten beschrieben. Sie verdeutlichen, warum der Psalmist von Heil und Zuversicht aller auf Erden und fern am Meer redet. Um die Fülle des Heils zum Ausdruck zu bringen und so gegen die Missetat so recht abzugrenzen, greift er in das gesamtschöpferische Vokabular: Wasser die Fülle, feuchte Schollen, reiche Ernten, grünende Steppen, grosse Herden und saftige Kornfelder. Wer sollte da nicht jauchzen und singen und Gott, unser Heil, um Erhörung anrufen? Um uns in dieses Heil, diese seine Wohlfahrt, dieses sein Haus (Vers 5) aufnehmen zu lassen, nach all dem, was wir verbockt haben. Auf dieses Handeln, diese Gerechtigkeit Gottes, diese seine Gnade zielt ja letztlich auch unser tägliches Hoffen im Wissen um das Wirkungsfeld seiner Barmherzigkeit.

Von Gert Rüppell