Zur letzten Zeit wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.                           Jesaja 2,2.4

In der Friedensbewegung der 1970er- und 1980er-Jahre, mitten im Kalten Krieg, war Jesajas Vision einer Welt ohne Krieg ein wichtiges Bild, zusammen mit dem Motiv «Schwerter zu Pflugscharen» – als Bronzestatue vor dem UNO-Sitz, ausgerechnet ein Geschenk der Sowjetunion, und als Aufnäher auf den Jacken der Jugendlichen (oder in der DDR durch ein ausgeschnittenes Loch ersetzt, weil das Zitat verboten war). Friedensforschung, Friedenserziehung, Konfliktlösungsstrategien hatten in der Diskussion Konjunktur.

In den Tagen, in denen ich dies jetzt schreibe, herrscht Krieg in der Ukraine, und der berechtigte Protest gegen Putins Aggression nimmt bisweilen schrille und selbst kriegerische Töne an. Immerhin schliessen westliche Politiker und Politikerinnen eine militärische Antwort aus und versuchen, den mühsamen Weg der Konfliktentschärfung offenzuhalten, auch wenn sie sich des Erfolgs nicht sicher sein können. Frieden ist ein Prozess, ein Weg, dessen Schritte nicht schon im von vornherein feststehen.

«Kein Volk wird mehr lernen, Krieg zu führen», und es ist ja nicht das russische Volk, welches das Schwert erhoben hat. Schon ein kleiner Schritt auf Jesajas «Utopie» hin, auf diesen Zustand, der noch «ohne Ort» ist, aber die Richtung auf das weist, was durch den Willen Gottes verheissen ist?

Von Andfreas Marti