Ich will sie durchs Feuer gehen lassen und läutern, wie man Silber läutert, und prüfen, wie man Gold prüft. Dann werden sie meinen Namen anrufen, und ich will sie erhören. Sacharja 13,9

Läuterndes Feuer? Ja, Feuer verbrennt die Schlacken – ein Verfahren, um Edelmetall zu gewinnen. Auf Menschen angewandt ergibt das allerdings keine angenehme Vorstellung. Es kann nur schmerzhaft sein. Und das macht Angst.

Das Bild für die innere oder geistige Läuterung hat Karriere gemacht und ist Teil einer Jenseitsdramaturgie, die uns Protestanten fremd ist. Gemeint ist das Purgatorium oder auf Deutsch das Fegefeuer. Vor der Reformation haben Busspre- diger mit der Vorstellung einer mehr oder weniger langan-haltenden Läuterung gedroht und bekanntlich auch kräftig Kasse gemacht. Mit einem gerüttelt Mass an Messen konnte man die feurige Prüfung im Jenseits ein wenig abkürzen. Die Menschen machten sich Sorgen um ihre lieben (oder nicht so lieben) verstorbenen Angehörigen. Gut, haben die Reformatoren mit diesem Unsinn aufgeräumt. Vielleicht ein wenig zu gründlich. Denn die Idee, dass innere Heilung, Reue und Vergebung zwar schmerzhaft sind, aber das Edelste im Menschen hervorbringen, drückt eine tiefe Wahrheit aus. Das Ziel ist nicht die Strafe, sondern die wiederhergestellte Beziehung. Aber den letzten Rest einer schwarzen Pädago- gik verliert das Bild erst, wenn wir wissen, dass Gott für uns durchs Feuer geht.

Von Ralph Kunz