Lass deine Augen offen stehen über diesem Haus Nacht und Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein.
1. Könige 8,29

Dass Gott präsent sei an einem Ort…
Ich kenne Orte, an denen ich so etwas ahne: Wo eine ganz eigene Ruhe in mich einströmt. Wo ich mich umgeben fühle von denen, die ihre sehnsüchtigen Bitten oder ihr Glück dorthin brachten und von dem Du, an das sie sich wandten. Wo manches, was ich mit mir trage, auf einmal relativ wird.

Salomon baut ein Haus. Einen Ort von Gottes Nähe. Ausdruck für diese Nähe: Sein Name soll da sein. Eine eigenartige Vorstellung. Im biblischen Denken ist der Name mehr als Schall und Rauch. In meinen Namen bin ich hineingewachsen. In ihm verdichtet sich meine Geschichte. Es «tüpft» mich, wenn mein Name fällt. In seinen Namen ist Gott hineingewachsen, in ihm ist er da – das ist die Vorstellung.

Was ist Gottes Name? Gott? Im Judentum ist eine grosse Scheu da, ihn auszusprechen. Nur einmal im Jahr – am Jom Kippur-Tag – tut es der Hohepriester. Stattdessen werden Ersatzworte benutzt, die eine Eigenschaft beschreiben: die Ewige, der Barmherzige, die Heilige, der HERR, die Gewaltige, der Ort, der Name. Mich rührt diese Scheu! Sie gesteht ein, dass Gott nicht in Worte zu fassen ist.
Und Ostern? Wie soll ich diesen Gott in Worte fassen?
Von Ulrike Müller