Der Auferstandene spricht: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Johannes 20,21
«Friede sei mit euch!» «Friede sei mit dir!» Warum spricht mich diese Zusage so an?
Mir ist, als habe sie schon mein Innerstes erreicht, bevor ich recht überlegen kann.
Und ich gebe ihr gern Platz. Weil ich merke, wie sehr ich diesen Frieden brauche und wo er mir fehlt. Und mit den Worten scheint schon Friede bei mir angekommen zu sein.
Lasse ich mich da einlullen? Als wäre es so leicht, dass einer Frieden zusagt – und er ist da! Es ist doch kein Friede! Das ist doch Augenwischerei. Wird es je Frieden geben in der Welt? In mir? Es sieht nicht so aus. Und auf einmal muss ich an Menschen denken, die Kathedralen gebaut haben. Nie haben sie diese fertig gesehen. Da gestaltete einer einen Altar, malte ausdrucksvolle Szenen, ein anderer legte das Mosaik am Boden, aber in das fertige Haus konnten sie nicht hineingehen, um das gemeinsame Werk zu betrachten. Und doch stand es eines Tages da.
Könnte das Auferstehungsglauben sein: Eben nicht dem recht geben, was vor Augen ist und realistisch zu sein scheint? Nichts als unverrückbar hinnehmen und Oster-verwegen über mein determiniertes Denken springen?
Von Ulrike Müller