Er wird herrlich werden bis an die Enden der Erde.
Micha 5,3

Der heutige Losungstext stammt von jenem kleinen Propheten, der, zeitgleich mit Jesaja, auch der «Amos des Südreichs» genannt wird. Ähnlich wie dieser klagt er die Korruption und das soziale Fehlverhalten der herrschenden Eliten an. Ihrer religiösen Selbstsicherheit setzt er die Prophetie der Zerstörung Zions (Jerusalems) entgegen. «Was kann uns schon passieren, wir haben das Heil doch in unserer Mitte?» (3,11)
Micha prophezeit die Vernichtung des Tempelberges und die Ankunft einer neuen Zeit am Ende der Tage. Es ist dies die Zeit der Fürsorge für die Geschundenen, Behinderten, Entrechteten, in der er «in der Kraft des HERRN auftreten und ihr Hirt sein wird», wie die Einheitsübersetzung diesen Text wiedergibt. Dann werden sie, die Opfer des Unrechts, in Sicherheit leben; denn nun reicht seine Macht bis an die Grenzen der Erde.

Der Text  zieht mich in seinen Bann, ist er doch für den Karmittwoch, der altkirchlich dem Gedenken an den Verrat des Judas gewidmet war, eine spannende Verbindung von Schuld und Sühne. Gott greift ein, trotz oder gerade wegen allen  Fehlverhaltens der Menschen. Auf seine Gnade, so mag ich es lesen, verweist uns dieser Mittwoch vor dem Osterfest.

Von Gert Rüppell