Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn uns unser Herz verdammt, Gott grösser ist als unser Herz und erkennt alle Dinge.
1. Johannes 3,19–20

Gott – grösser als unser Herz? Was stelle ich mir darunter vor? Ist unser Herz, metaphorisch gesprochen, nicht das Zentrum unseres guten Wollens und Wirkens? Kommt nicht alles Gute von Herzen, vom Herzen – oder bilden wir uns das nur ein? Kann auch Böses vom Herzen kommen? Überhaupt, was ist dieses Herz? Der Verstärker unserer Wünsche? Auch der falschen, schädlichen, zerstörerischen Wünsche? Oder aber der Ort unserer Einsichten? Im Herzen blitzt Erkenntnis auf. Das Wort Gottes will nicht allein gehört, sondern auch getan werden: Es bewahrheitet sich, wenn es wirklich wird (Vers 22).

Das Wort wird wirklich, indem es Grundlage des Handelns wird. Das gelingt nicht immer. Oft lieben wir nur mit falschen Worten und hochtrabender Rede. Und sind traurig, dass es uns nicht besser gelingt. Da brauchen wir dann ein Wort, grösser als unser Herz, ein Wort, das hineinhören kann in unser Wollen, das versteht, wie wir es meinten, auch wenn es nicht gelungen ist. Da braucht es einen Zuspruch, wenn uns unser Herz «verdammt»: Wir müssen uns nicht erlösen. Gott ist grösser als unser Herz, als unser Scheitern, als das Böse, das auch im Herzen ist: Gottes Herz erkennt alle Dinge. Und nimmt  sie  an.

Von Reinhild Traitler