Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir.
Psalm 143,8

Der Psalmschreiber ist in einer Notlage, weiss nicht aus noch ein. Es fehlt ihm an etwas Entscheidendem für sein Leben: eine Idee des Weges, den er gehen soll. «Lass mich am Morgen deine Gnade spüren, denn auf dich vertraue ich.» (Vers 8a) Von Gericht ist die Rede, davon, dass Gott ihn retten soll.
Im ganzen Psalm wird Gott als Retter angerufen. Ob seine Gnade den Weg kundtut, entzieht sich bei der Lektüre der Gewissheit. Und so drücken diese Worte des Gebets die Spannung aus zwischen dem Suchen nach Gott und seiner Gnade und der Angst davor, dass der «Geist in mir verzagt». Und doch muss er einen Weg gehen. Keine Resignation, kein Fatalismus, nur ein Ringen darum, was wohl Gottes Wille sein könnte.

Dieser Psalm kommt mir nahe, denn auch ich und wahrscheinlich wir alle kennen Situationen, in denen wir nach dem Weg suchen. Ob es dann der richtige oder der falsche ist, bleibt offen. Nahe kommt mir der Psalm, weil da einer schreibt, der nicht nachlässt mit fragen und bitten, aber auch mit der Gewissheit, dass Gott da ist. Ein letzter Halt in Gottes Liebe, der Liebe der Lebendigen zum Leben, auch zu meinem Leben, kommt mir entgegen und wirft ein Licht auf meinen Weg.

Danke, Gott, dass du da bist für die Menschen und deine ganze Schöpfung.

Von Madeleine Strub-Jaccoud