Ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt und habe dich unter dem Schatten meiner Hände geborgen. Jesaja 51,16

Eben noch wurde Jerusalem angeklagt, seinen Gott vergessen und sich an Menschen orientiert, sterbliche Menschen gefürchtet zu haben. Und plötzlich dreht die Gottesrede. Keine Schelte, keine Drohung, sondern Zuwendung: «Ich habe dich unter dem Schatten meiner Hände geborgen» – ein wunderschönes, geradezu liebevolles Sprachbild, eine Liebeserklärung an Menschen, die sich sehr ambivalent verhalten. Eine wundersame Wendung: Gott ist ein Gott, der schützt und birgt. Gott ist es, der aufrichten kann, der Fehlverhalten nicht anrechnet, der vergibt, der neue Anfänge möglich macht, der Leben will, nicht Tod! Und der das bedingungslos macht. Wo man eine Forderung erwarten könnte, kommt dieses «Du bist mein Volk»! Die Menschen in der Stadt sind die, die Gott zu seinen Boten machen will: «Ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt.» Alle sind gemeint, wie sie auch sind! Und seit Jesus hören und wissen wir: Das «alle» gilt weltweit. Bis zu uns. Wir hier, die wir diesen alten Text von Gott lesen, sind mitgemeint. Wir sind mitbeschützt, ebenfalls geborgen im Schatten von Gottes Hand. Alle. Jederzeit, heute und morgen. Der Gott, dem wir hier begegnen, will Zukunft für die Welt. Was zu Zion gesagt wurde, ist zu uns gesagt. Wir dürfen (und können) es sehr persönlich nehmen. Wenn Gott «alle» sagt, meint er auch mich, so, wie ich bin!

Von Hans Strub