Richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung naht.
Lukas 21,28

Es gibt so unfassbar grosse Worte, die mich entweder sofort abhängen oder auf eine Gedankenreise schicken – dazu gehört «Erlösung»! Nun, heute lassen wir uns nicht abhängen.
Wir haben uns so an den liturgischen Satz «erlöse uns von dem Bösen» gewöhnt, dass er eigentlich kaum noch eine Bedeutung hat.
Erlöst werden bedeutet ja eigentlich befreit werden. Die einen möchten von Schulden befreit werden, die anderen von ihrem schlechten Gewissen, die Dritten vom Partner oder von der Partnerin.

Als Glaubende gilt unsere Bitte um Befreiung in erster Linie der Befreiung von den Handlungen und Vorstellungen, die uns daran hindern, dem Wohl der Schöpfung als Ganzes und unseren Mitmenschen als Teil davon zu dienen. Aber wovon sollen wir denn nun befreit werden? Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir nur darum bitten können, die Lethargie loszuwerden, die Bequemlichkeit zu überwinden, Energie freizumachen. Denn wir wissen genau, dass wir auf den Zustand einer versöhnten Schöpfung hinleben sollen. Es sind die individuellen und kollektiven Schritte, die so wahnsinnig schwer sind. Aber es wird sie keiner gehen, wenn wir nicht anfangen und weitergehen – als Einzelne und als Gesellschaft. Das ist Erlösung!

Von Rolf Bielefeld