Wer wird den Tag seines Kommens ertragen können,
und wer wird bestehen, wenn er erscheint?  
Maleachi 3,2

Die Frage Maleachis scheint bedrohlich, aber im Gesamtzusammenhang des Textes wird deutlich, warum die westliche christliche Tradition dieses Prophetenbuch als Abschlusstext des Alten Bundes betrachtet. Es fasst zusammen und kündigt zugleich Kommendes an. Es ist der Bote, der Gesuchte, den der Herr schicken wird und der zugleich die Frage aufwirft, ob man sein Kommen wird ertragen können. Diese Frage hat mit den Themen zu tun, die für Maleachi zentral sind. Es sind die Grundprinzipien des Bundes – Mitmenschlichkeit, Gemeinwohl –, deren Einhaltung gefordert wird und die den Volksgenossen allzu oft unbedeutend sind. Es geht um Segen, Gerechtigkeit und Sorge um die Armen. Wenn diese Bundesgrundlagen missachtet werden, ist Reinigung gefordert, damit eine Begegnung mit dem Engel des Bundes möglich wird. Es geht darum, die Ordnungen Gottes wiederherzustellen und so erneut Segen zu erwirken. So verweist uns der Text auf die messianische Zukunft. Im Heute wirft er die Frage auf, wie angesichts von Ungerechtigkeit, Krieg, Gewalt gegen Frauen und Kinder solidarische Gemeinschaft gelebt werden kann. Wie in jedem Menschen das Ebenbild und der Segen Gottes erkannt und Nächstenliebe praktiziert werden kann. Die Frage also, wie wir angesichts der in unserem Glauben verankerten Werte in der Praxis bestehen können.

Von Gert Rüppell