Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.                                                           Galater 4,6–7

Paulus spricht die Galater*innen als Kinder an. Kinder werden gleich geboren, von einer Mutter unter Schmerzen zur Welt gebracht. Vom ersten Moment an kommt jedem kleinen Menschen dieselbe Würde zu. Und im Bild von Paulus haben alle ein und denselben sorgenden Vater.

Kinder kann eigentlich nichts voneinander trennen – keine sprachlichen oder geografischen, keine sozialen oder ökonomischen, keine ethnischen oder religiösen, keine geschlechterbedingten oder körperlichen Barrieren. Bestehende Gräben sind Ausdruck der ungleichen Machtverhältnisse unter Erwachsenen. Kinder, wenn man sie denn lässt, begegnen einander auf Augenhöhe. Sie sind noch nicht Herren und auch keine Knechte – einfach Kinder.

Die Menschen als grosse Kinderschar: Das ist die universale, egalitäre Gemeinschaft, die Paulus vorschwebt. In ihr verwandelt sich der Kampf gegeneinander zum Miteinander, zur Solidarität, zum Fest. Die Galater*innen sollen schon jetzt so in Gemeinschaft leben, dass Ungleichheiten keinen Raum mehr haben. Wie Kinder. Und wir – denselben Geist in unseren Herzen – sollen das auch.

Von Matthia Hui