Sei nur stille zu Gott, meine Seele;
denn er ist meine Hoffnung.           Psalm 62,6

Warten, einfach nur warten. Ganz still, ohne jeden Aktivismus – können Sie das eigentlich noch? Mir fällt es zunehmend schwer. Einfach auf eine Sache konzentriert sein, darauf warten und nicht alles andere noch in der Zwischenzeit bearbeiten. Schnell noch ein paar Mails beantworten in der Zwischenzeit, weil ich ja so wichtig bin. Schnell noch eine Neuigkeit im Internet lesen in der Zwischenzeit, damit ich informiert bin und meine Meinung zu allem äussern kann. Schnell noch in Kontakt treten, um die Zwischenzeit auch richtig zu nutzen, nicht einfach so verstreichen zu lassen. Und manchmal vergesse ich über dem ganzen Aktionismus, worauf ich eigentlich gewartet habe. Na ja, dann kann es auch nicht so wichtig gewesen sein.

«Sei nur stille zu Gott, meine Seele, denn er ist meine Hoffnung.» Es ist eine Grundsatzerklärung, die der/die Beter*in des Psalms hier formuliert. Hilfe kommt allein von Gott. Da ist nichts dran zu rütteln und auch nichts zu beschleunigen. Das kann man auch nicht herbeireden oder online bestellen. Stille Zuwendung und geduldiges Warten – Harren – ist angesagt, aber ohne Worte. Und das ist kein Vorwand zur Selbstoptimierung durch Achtsamkeit und Meditation – Schweigen, um danach besser reden zu können, sondern es ist eine Lebenseinstellung:

Es ist ein Warten auf Gott. Advent Ende Januar. Ich könnte es mal versuchen.

Von Sigrun Welke-Holtmann